Das Ziel des Kompetenzzentrums für anwendungsspezifische Halbleitertechnologien der Fakultät Technik, kurz CSCT (Custom Semiconductor Technologies) ist die Entwicklung und das Testen von Halbleiter basierten Komponenten für spezielle Umgebungsbedingungen und Anwendungen. In Zukunft werden zunehmend Bauteile und Sensoren benötigt, die unter hoher Strahlenbelastung oder bei tiefen bzw. hohen Temperaturen verlässlich und präzise funktionieren. Diese bilden Schlüsselkomponenten bei wissenschaftlichen Instrumenten oder Experimenten z.B. im Bereich der Raumfahrt, Antriebstechnik oder Quantentechnologie und erfordern eine zielgerichtete Technologieentwicklung, um diese speziellen Anforderungen erfüllen zu können.
Forschung
Weltraumanwendungen
Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat sich im Weltraumsektor ein
Paradigmenwechsel vollzogen. Unter dem Schlagwort "New Space" wurde
durch den Einsatz von elektronischen Standardkomponenten der Zugang zu Satellitenmissionen
drastisch erleichtert und die Möglichkeit geschaffen Technologien am neusten
Stand der Technik zu reduzierten Kosten einzusetzen. Da diese sogenannten COTS
(Commercial off-the-shelf) Komponenten allerdings nicht für Weltraumanwendungen
zertifiziert sind, müssen sie vor dem Einsatz innerhalb der
Umgebungsbedingungen des Weltraums getestet werden. Dies betrifft insbesondere
die Untersuchung von Strahleneffekten.
Quantentechnologie
Aktuelle Quantencomputer werden bei Temperaturen nahe dem absoluten
Nullpunkt, im Bereich einiger Millikelvin (mK) betrieben. Die Steuerung und
Kontrolle dieser Technologie erfordert jedoch umfangreiche konventionelle
elektronische Bauteile, die für einen Einsatz nahe der Raumtemperatur
produziert wurden. Die direkte Verbindung mit diesen Bauelementen bedeutet
allerdings eine hohe thermische Last für die kryogenen Elemente und limitiert
dadurch die Skalierbarkeit des Systems. Um die thermische Last zu reduzieren,
müssen spezielle Bauteile - insbesondere Verstärker, Multiplexer und Isolatoren
im Mikrowellenbereich - für den Einsatz bei tiefen Temperaturen entwickeln und getestet
werden.
Präzisionsmessungen
Messinstrumente mit hoher Präzision bilden das Rückgrat innovativer Technologien. Insbesondere Einzelphotonenmessungen sind eine Voraussetzung um Quanteneffekte nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang ist eine gezielte Entwicklung von Sensoren und Detektoren notwendig, welche sowohl ein detailliertes Verständnis der physikalischen Theorie als auch der Funktionsweise der Technologie benötigt, sowie Erfahrung in der praktischen Umsetzung.
Infrastruktur
Mikroelektronik
Das CSCT Kompetenzzentrum nutzt elektronische Infrastruktur am aktuellen Stand der Technik, insbesondere Mess- und Prüfsysteme. Darüber hinaus verfügt die FHWN im Bereich der Mikroelektronik über eine Wirebonding Maschine, einen Laserlithograph und den Zugang zu Fertigungsanlagen über eine Kooperation mit dem CEITEC Institut in Brünn sowie zu kommerziellen Anbietern über das europäische Netzwerk Europractice.
Weltraum
Neben thermalen Vakuum Kammern (TVC), einen Vibrationsmessstand sowie einer Anlage zur gesteuerten Erzeugung magnetischer Felder und solarer Bedingungen bietet das CSCT den Zugang zu und experimentelle Erfahrung mit Bestrahlungseinrichtungen.
Tieftemperatur
Das Tieftemperaturlabor beinhaltet einen Kryostaten, mit welchen Proben auf bis zu vier Kelvin gekühlt werden und für elektrische Messungen kontaktiert werden können. Dies dient nicht nur zur Entwicklung von Elektronik für tiefe Temperaturen aber auch zur präzisen Charakterisierung von Strahlenschäden in Halbleiter.
Geförderte Projekte
Single Event Effect Studies for Aerospace applications (SEERad)
- Förderinstitution: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
- Fördersumme: >160.000Euro
- Förderzeitraum: 2023 - 2026
- Konsortium: Seibersdorf Laboratories, FOTEC, FHWN (Leitung)
- Förderinstitution: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
- Fördersumme: > 210.000 Euro
- Förderzeitraum: 2020 - 2024
- Konsortium: HEPHY, HLL, FHWN (Leitung)
Semiconductor Integrated Sensors for fundamental research experiments (Scies4Free)
- Förderinstitution: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
- Fördersumme: > 1.200.000 Euro
- Förderzeitraum: 2024 - 2028
- Konsortium: TU-Wien, HEPHY, FHWN (Leitung)
Matterwave Interferometers (MAWI)
- Förderinstitution: European Research Council Mari (EU MSC)
- Fördersumme: > 2.700.000 Euro
- Förderzeitraum: 2023 - 2027
- Konsortium: Univ. Trieste (Leitung), Univ. St. Andrews, Univ. Grenoble, LENS Florence, FOTEC/FHWN
Cryogenisches Halbleiterlabor (CryoLab)
- Förderinstitution: Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich m.b.H. (GFF)
- Fördersumme: > 250.000 Euro
- Förderzeitraum: 2024 - 2034
- Konsortium: FHWN (Leitung)
Laufende Projekte
Hier finden Sie einen Auszug unserer aktuellen Forschungsprojekte:
Lehre
Im Sinne der forschungsgeleiteten Lehre und um eine Ausbildung am neusten Stand der Technik zu gewährleisten, fließen wissenschaftliche Resultate aus den Forschungsprojekten in die Bachelor- und Master-Studiengänge der Fakultät Technik ein. Die Ausbildung findet praxisnahe in den Labors und Partnereinrichtungen statt und ermöglicht hochqualitative Abschlussarbeiten, welche dadurch mit hoher Reliabilität und Validität abgesichert sind. Dies betrifft die Studiengänge: